7.11 Partielle Methoden 

Partielle Klassen kennen Sie bereits, ich habe in Kapitel 3, »Das Klassendesign«, darüber geschrieben. Noch einmal zur Erinnerung: Eine Klasse kann mit dem in .NET 2.0 eingeführten Schlüsselwort partial auf zwei oder mehr Sourcecode-Dateien verteilt werden. Zur Kompilierzeit wird eine über mehrere Quellcodedateien aufgeteilte Klasse zu einer Definition »zusammengeschraubt«.
Seit dem .NET Framework 3.0 sind auch partielle Methoden möglich. Partielle Methoden stellen eine Option dar, die wahrgenommen werden kann. Das erinnert uns ein wenig an Ereignisse, auf deren Auslösung wir mit einem Ereignishandler reagieren können oder auch nicht. Tatsächlich sind sich Ereignisse und partielle Methoden sehr ähnlich. Doch ehe wir uns das im Detail ansehen, lassen Sie uns zuerst über die Bedingungen sprechen, die beim Einsatz partieller Methoden beachtet werden müssen:
- Partielle Methoden können nur in einer partiellen Klasse definiert werden.
- Der Rückgabetyp einer partiellen Methode ist grundsätzlich void.
- Partielle Methoden dürfen keinen out-Parameter haben.
- Eine partielle Methode darf keine Zugriffsmodifizierer haben; ebenso sind virtual, abstract, override, new und sealed unzulässig.
Nun wollen wir uns eine einfache Klasse ansehen, in der zwei partielle Methoden definiert sind.
// ------------------------------------------- // Beispiel: ...\Kapitel 7\PartielleMethoden // ------------------------------------------- public partial class Person { // Felder private string _Name; public int Alter { get; set; } // partielle Methoden partial void ChangingName(string name); partial void ChangedName(); // Konstruktor public Person(string name, int alter) { Alter = alter; Name = name; } // Eigenschaft public string Name { get { return _Name; } set { if(_Name != null) ChangingName(_Name); _Name = value; ChangedName(); } } }
Die partiellen Methoden ChangingName und ChangedName werden aufgerufen, bevor sich der Wert der Eigenschaft Name ändert beziehungsweise nachdem sich der Wert geändert hat. Bleibt diese Klasse für sich alleine stehen und erfährt sie keine Erweiterung durch eine partielle Definition, wird der Compiler die partiellen Methoden nicht kompilieren und auch die Aufrufe der partiellen Methoden ignorieren.
Möglicherweise sind wir aber an einer Reaktion im Zusammenhang mit der Namensänderung interessiert. Vielleicht möchten wir diese protokollieren oder uns nur ganz einfach die Änderung anzeigen lassen. Das ist ganz einfach zu realisieren, indem wir die Klasse Person durch eine weitere partielle Definition erweitern.
public partial class Person { partial void ChangingName(string Name) { Console.WriteLine("Der alte name '{0}' wird geändert.", name); } partial void ChangedName() { Console.WriteLine("Name erfolgreich geändert."); } }
Zum Testen der Klasse Person genügt uns ganz einfaches Coding:
static void Main(string[] args){
Person pers = new Person("Fischer", 67);
pers.Name = "Müller";
Console.WriteLine(pers.Name);
Console.ReadLine();
}
Die Ausgabe an der Konsole zeigt uns an, dass wir den Namen der Person verändert haben. Das ist nichts, was besonders aufregend wäre.
Partielle Methoden sind meistens dort anzutreffen, wo automatisch Code erzeugt und als Quellcode angeboten wird. Sie werden im weiteren Verlauf des Buches auf partielle Methoden im Zusammenhang mit LINQ to SQL stoßen. Wie schon angedeutet, sind sich Ereignisse und partielle Methoden sehr ähnlich. Während ein Ereignis immer außerhalb der eigentlichen Klassendefinition behandelt wird, ist eine partielle Methode eine optional angebotene Ergänzung des Quellcodes. Alle Objekte werden dann gleichermaßen davon profitieren, während hinsichtlich eines Ereignisses nur das Objekt von dem Ereignishandler profitiert, bei dem der Ereignishandler registriert ist.
Hinweis |
Es ließe sich an dieser Stelle trefflich argumentieren, dass die Charakteristik der partiellen Methoden auch durch statische Ereignisse abgebildet werden kann. Dem ist allerdings entgegenzuhalten, dass statische Ereignisse klassengebunden sind und keinen Zugriff auf objektspezifische Daten haben. |